Schmalkaldischer Krieg

Schmalkaldischer Krieg
I
Schmalkạldischer Krieg,
 
der Feldzug Karls V. gegen den Schmalkaldischen Bund. Nach dem Frieden von Crépy (1544) konnte Karl V. offen gegen den Schmalkaldischen Bund vorgehen und die Bundeshauptleute, Johann Friedrich I. von Sachsen und Philipp I. von Hessen, 1546 in die Reichsacht erklären. Karl V. gewann im Donaufeldzug die Oberhand. Als Johann Friedrich nach Thüringen zurückkehrte, um sein von seinem albertinischen Vetter, Herzog Moritz von Sachsen, besetztes Land zurückzugewinnen, unterwarf sich Süddeutschland dem Kaiser. In der Schlacht auf der Lochauer Heide bei Mühlberg/Elbe (24. 4. 1547 unterlag Johann Friedrich und geriet in Gefangenschaft; Landgraf Philipp ergab sich. Der Bund war damit aufgelöst, nur Magdeburg behauptete sich. Da der neue Kurfürst Moritz von Sachsen mit der Fürstenverschwörung wieder vom Kaiser abfiel, vermochte Karl V. keinen dauernden politischen Gewinn aus seinem Sieg zu ziehen.
 
 
W. Held: 1547, die Schlacht bei Mühlberg, Elbe. Entscheidung auf dem Wege zum albertin. Kurfürstentum Sachsen (1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Reformation und Reich bis zum Augsburger Religionsfrieden 1555: Wenn du werest in deiner tauff ersoffen
 
II
Schmalkaldischer Krieg
 
Gegen eine drohende Reichsexekution hatten sich die deutschen Protestanten unter der Führung von Hessen und Sachsen (vor allem die norddeutschen Territorien und einige oberdeutsche Reichsstädte) 1531 zum Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossen. Landgraf Philipp von Hessen konnte auch Luther zu einer Zustimmung bewegen, obwohl dieser im Prinzip das Recht auf gewaltsamen Widerstand verneinte. Mit dem Siegeszug der Reformation in den folgenden Jahren schlossen sich immer mehr deutsche Territorien und Städte diesem Bund an.
 
Für Kaiser Karl V. und seine Reichspolitik wurde zu Beginn der vierziger Jahre des 16. Jahrhunderts die Lage in Deutschland besonders bedrohlich, als der entschiedenste Parteigänger des Kaisers in Norddeutschland, Herzog Heinrich von Braunschweig, von Hessen und Sachsen vertrieben wurde und als auch die Kurpfalz drohte, zum Protestantismus überzuwechseln; selbst die Erzbischöfe von Köln und Mainz schienen der protestantischen Seite zuzuneigen. Die Gefahr einer Übermacht der Protestanten im Kurfürstenkollegium stellte alle Reichspläne Karls V. infrage.
 
Zwar hielt der Kaiser die opponierenden Reichsfürsten durch Verhandlungen hin, bereitete sich aber auf einen entscheidenden Schlag gegen die Führer des deutschen Protestantismus vor. Dabei spielte Sachsen die entscheidende Rolle. Es war seit dem Spätmittelalter in ein Kurfürstentum (ernestinische Linie mit Johann Friedrich) und ein Herzogtum (albertinische Linie mit Moritz) geteilt. Für eine Unterstützung der kaiserlichen Seite versprach Karl dem Herzog Moritz die Übertragung der Kurwürde auf die albertinische Linie.
 
Karl, der durch den Frieden von Crépy den Konflikt mit Frankreich beigelegt hatte, eröffnete den Krieg 1546 durch die Vollstreckung der Reichsacht gegen Hessen und Kursachsen wegen ihres Überfalls auf Braunschweig. Zwar brachten die Schmalkaldener eine große Streitmacht zusammen, konnten diese aber wegen der Schwerfälligkeit der Bundesorganisation kaum zur Geltung bringen.
 
Die entscheidende Wende im Schmalkaldischen Krieg erfolgte, als Moritz mit der Unterstützung der Kaiserlichen in das ungeschützte Kursachsen einfiel. Zur Rettung seines Landes musste Johann Friedrich nach Norden abziehen, was Süddeutschland dem Kaiser preisgab. Um dem in Bedrängnis geratenen Herzog Moritz zu Hilfe zu kommen, eilte Karl nun mit seinen Truppen nach Sachsen. Er besiegte den Kurfürsten in der Schlacht bei Mühlberg (24. April 1547) und konnte ihn gefangen nehmen. Auch Philipp von Hessen geriet in kaiserliche Gefangenschaft.
 
Der Kaiser schien nun auf der Höhe seiner Macht im Reich. Auf dem »geharnischten Reichstag« von Augsburg (1547/48) erließ er das Augsburger Interim, das die Reformation in einer ganzen Reihe von süddeutschen Städten rückgängig machte. Ein durchschlagender Erfolg war ihm jedoch nicht beschieden, da Moritz von Sachsen erneut die Fronten wechselte und jetzt eine Fürstenopposition gegen Karl anführte. So musste es schließlich mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 zu einer gegenseitigen Anerkennung des jeweiligen Besitzstandes kommen.

Universal-Lexikon. 2012.

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